1943: „DER WAHNSINN GEHT WEITER"
Im Februar werden die Geschwister Scholl im Strafgefängnis Stadelheim umgebracht.
Am 6.März wird Falk
Harnack, dessen Bruder im Dezember 1942 und dessen Schwägerin im Februar 1943 von den Nazis hingerichtet worden waren, im Zusammenhang
mit seinen Kontakten zur Scholl-Gruppe verhaftet. Man stellt ihn vor den Volksgerichtshof. Wegen "besonderer Umstände" (den vorhergegangenen
Hinrichtungen seiner Verwandten) kann jedoch vorerst ein Freispruch erwirkt werden.
Aber einige Monate später bekommt er den Befehl,
sich bei der Berliner Gestapo zu melden. Er ergreift die Flucht ins Ausland. 1945 kehrt er zurück.
Groll und seine Frau machen ihr
Testament. Tag und Nacht gibt es Bombenalarm. Sie bringen ihre Kinder zur Großmutter nach Liegnitz in der Hoffung, daß sie dort sicherer
seien und auch mehr zu essen bekämen. Aber beide Kinder erkranken in Liegnitz schwer. Sie müssen ins Krankenhaus auf Isolierstationen:
der dreijährige Mathias für 3 Monate und die fünfjährige Monika für ein halbes Jahr. Danach werden sie endgültig nach München zurückgeholt.
Monika müßte wegen ihrer TBC in frische Bergluft, aber alle Quartiere sind mit verwundeten Soldaten überfüllt.
Die Tochter des aus
politischen Gründen verurteilten und im Zuchthaus an den Folgen der Haft 1943 verstorbenen Alexander Schwab - Franziska Violet - wird
in Berlin völig ausgebombt. Sie kann nichts als ihr Leben retten. Sie wendet sich an Gunter Groll, den sie in Berlin kennengelernt
hatte und bittet um Hilfe. Groll und seine Frau nehmen sie in München bei sich auf. Grolls Frau teilt ihre Kleider mit ihr, Groll
sucht und findet schließlich für sie Wohnung und Arbeit.
Wegen seiner Bechterew-Schmerzen wird Groll eine dreiwöchige Kur in Trentschin-Teplitz
(in den Karpaten) verschrieben. Grüne Schwefelquellen und Radium-Schlamm sollen die medikamentöse Behandlung unterstützen. Die anstrengenden
Maßnahmen nützen nichts.
Im Oktober 43 findet Groll ein amtliches Schreiben vor, in dem allen Parteimitgliedern, die ihr Abzeichen
nicht tragen, der Ausschluß aus der Partei angedroht wird. Groll trägt das Abzeichen weiterhin nicht.
MÜNCHEN 1944: ZERSTÖRUNG
Katastrophen-Alltag:
ständige, verheerende Luft-Angriffe auf München. Während Gunter G .draußen unter Lebensgefahr Wache hält, kauert Hanna G. - in jedem
Arm ein kleines Kind haltend - inmitten zahlreicher Hausbewohner eng gedrängt auf einer der schmalen Holzbänke, die im Luftschutzkeller
aufgestellt waren.
Das 4-stöckige Haus gab dem Bombardierungs-Luftdruck nach, stürzte aber nicht ein. Wenn es krachte und bebte und
der Keller hin und her schwankte, brach Panik aus: die Leute schrien, weinten, beteten.
G.Groll bekommt Meninghitis, Herz-Anfälle und
Nieren-Entzündung. Aber sein intensives Lebensgefühl verläßt ihn nicht.
Groll schreibt während der Bombardierung Münchens Geschichten,
die meisten davon hatten sich so oder fast so zugetragen.
Der Titel dieser Sammlung, "Tag für Tag", tauchte Jahrzehnte später als Titel
einer Sendereihe im Bayerischen Rundfunk auf, hatte aber nichts mit G.Groll bzw. seinem Thema zu tun.