1945: KRIEGSENDE
Groll unterstützt die FAB ("Freiheitsaktion Bayern"), als sie in der Nacht zum 28.4. den Münchner Rundfunksender besetzt.
Dr. Friedhelm Kemp, der bei der Rundfunk-Aktion maßgeblich beteiligt ist (er spricht die Texte des Aufrufs an die Bevölkerung in deutsch,
französisch und englisch), gehört damals zu Grolls engstem Freundeskreis.
Groll verteilt selbst verfasste Flugblätter, die die Münchner
Bevölkerung zum Boykott gegen Hitlers Befehl aufrufen, den Krieg "bis zum letzten Blutstropfen" fortzusetzen. Und er ruft auch dazu
auf, sich allen Befehlen der Nationalsozialisten zu widersetzen.
In der Belgradstraße - von Grolls Wohnung aus gut zu sehen - waren
bewaffnete Jugendliche, z.T. fast noch Kinder, postiert worden: sie sollten - laut Befehl - auf die anrückenden Panzer der Amerikaner
schießen.
Groll ging hin zu ihnen und beschwor sie, die Waffen niederzulegen - nicht nur, um ihr junges Leben zu retten, sondern auch
um München vor einer gnadenlosen Bombardierung - die von den Amerikanern im Falle des geringsten Widerstandes angekündigt war - zu
schützen.
Grolls Bemühungen waren riskant, derartiges wurde normalerweise mit standrechtlicher Erschießung bestraft. Aber er konnte
die jungen Burschen überzeugen.
Groll, der von den Amerikanern schnell als Gegner des Nazi-Regimes erkannt wird, gesteht ihnen - ungefragt
- seinen Partei-Eintritt. Aufgrund offenkundiger Beweise und Bestätigungen seiner tatsächlichen Einstellung, die er von Jugend auf
- trotz vieler Gefahren - nie geändert hatte, wird die Sache nicht nur als erledigt betrachtet: Man bietet ihm sogar ein politisches
Amt in München an. Groll lehnt ab.
Er will nur noch schreiben.
FRIEDEN UND FREIHEIT - Unter einer Besatzungsmacht
1945 wird Groll Mitarbeiter
der Süddeutschen Zeitung und Cheflektor des neu gegründeten Münchner Desch-Verlags (zuvor Zinnen-Verlag), der sofort mit seiner Tätigkeit
beginnt.
Grolls Artikel, z.B. sein sog. "Kulturkampf" (ein seit einiger Zeit wieder gern, wenn auch nicht immer passend verwendeter
Begriff) machen ihn schnell in in München bekannt. U.a. kämpft er für hungernde und frierende "Kultur-Schaffende" (Anlass dafür: die
Münchner Kammerspiele müssen schließen, weil zahlreiche Mitglieder, darunter in ganz Deutschland bekannte Künstler, zusammengebrochen
sind : sie sind unterernährt und vom Hunger völlig erschöpft).
Er greift auch "heiße Eisen" auf wie etwa die Frage nach der "Kollektivschuld"
(1945). Seine eigentliche Karriere als Kritiker beginnt sich abzuzeichnen. Zunächst schreibt er Theater- und Kabarettkritiken.
Daneben
publiziert er eine Reihe von Geschichten und Artikeln in Zeitschriften.