ZWISCHEN MÜNCHEN UND BERLIN : Teil 1
Hanna wird 1937 mit einer zeitungswissenschaftlichen Arbeit über literarische Kritik ebenfalls
zu einer "Dr.phil.".
Gunter bekommt einige berufliche Angebote: z.B. (1937) vom Fischer-Verlag in Berlin, der ihn zur Mitarbeit
in der "Neuen Rundschau" auffordert.
Ferner meldet sich der Schauspieler Mathias Wieman, der im Berliner Kunstausschuß der UFA tätig
ist, und bietet Groll an, bei Dreharbeiten zu volontieren. Groll ringt mit sich, ob er dieses Angebot annehmen soll. Aber er sieht
auch die ungewöhnliche Chance, beim Drehen von großen Spielfilmen praktische Erfahrungen zu sammeln und fährt schließlich nach Berlin.
Dort erreicht ihn eine weitere Nachricht : Hans Schweikart, der Oberspielleiter des bayerischen Staatsschauspiels in München, hat
ebenfalls "Film - die unentdeckte Kunst" gelesen und möchte nun den Verfasser kennenlernen.
Groll antwortet ihm und erinnert daran,
daß sie sich schon im Jahr 1935 in einer Münchner Buchhandlung zufällig kennengelernt hatten. Dabei waren sie in ein so anregendes
Gespräch über Film geraten, daß sie noch in der Straßenbahn weiterdiskutierten.
Schweikart kommt für 8 Tage nach Berlin. Er ist inzwischen
Produktionschef der Münchner "Bavaria-Filmkunst GmbH" geworden und möchte Groll für den künstlerischen Stab der "Bavaria" gewinnen.
Groll
schreibt später darüber: „Da ich bislang nicht die Absicht gehabt hatte, in der deutschen Filmindustrie irgendein Amt zu übernehmen,
nahm ich das Angebot, als Hilfsdramaturg und später als Dramaturg zur „Bavaria“ zu kommen erst an, nachdem er mir seine Pläne entwickelt
hatte.
Er wollte den Versuch machen, innerhalb der deutschen Filmindustrie ein Unternehmen aufzubauen, das völlig unpolitisch war,
sich der Einflußnahme durch das Propaganda-Ministerium weitgehend entziehen wollte...Die von ihm geleitete Firma sollte eine Art Insel
künstlerischer Freiheit im Rahmen des Möglichen werden und im Geheimen eine antinationalsozialistische Linie einhalten.
Nachdem mir
Schweikart dies in aller Offenheit erläutert hatte, stellte ich mich ihm zur Verfügung und gehörte bald zu seinem engsten Mitarbeiterstab."
Erst
sehr viel später erkannte Groll mit einem Blick, warum sich Schweikart einiges Riskante leisten konnte: beiläufig zeigte ihm Schweikart
während eines Gesprächs das unter seinem Revers versteckte Partei-Abzeichen der NSDAP. Damit erkaufte er sich offensichtlich Freiheiten,
die sonst nicht durchgegangen wären. Zu denen gehörte auch, daß er immer wieder jüdische und auch sonst nicht Regime-treue Außenmitarbeiter
beschäftigte.
Hanna und Gunter heiraten im Januar 1938 in Berlin.
Am 1.März 1938 beginnt Groll die Arbeit bei der „Bavaria“
in München-Geiselgasteig.
Hanna, die in München eine Wohnung sucht, bekommt ebenfalls ein Angebot von der „Bavaria“ als Außenlektorin
für die dramaturgische Abteilung zu arbeiten.